Kaltes Lächeln (German Edition) by Trojahn Simone

Kaltes Lächeln (German Edition) by Trojahn Simone

Autor:Trojahn, Simone [Trojahn, Simone]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Redrum Books
veröffentlicht: 2019-06-21T00:00:00+00:00


Kapitel 4

I guess something just got lost,

and it deeply saddens me.

( Argue – Matchbox Twenty)

Peter hielt vor einem kahlen grauen Wohnblock in einem verlassenen Getto. Vor der Eingangstür, deren Glasfenster mit Ziegelsteinen eingeschlagen worden waren, parkte ein alter Ford Pick-up, der keine Zulassungsschilder besaß. Peter und Bobby betraten das Gebäude durch den Vordereingang, kämpften sich durch kniehohe Müllberge die Treppen hinauf, entdeckten im ersten Stock die verwesende Leiche einer jungen Frau, die sich hier scheinbar zwischen Müll und Ratten den goldenen Schuss gesetzt hatte. Ihre Augen waren schwarz und quollen weit aus den Höhlen. Während Bobby fasziniert und angeekelt zugleich hinsah, krabbelte ein großer schwarzer Käfer aus ihrem Mund, der sich vermutlich an ihrer aufgedunsenen Zunge gütlich getan hatte. Es stank nach Exkrementen, Verwesung und getrocknetem Blut. Bobby musste an seine Familie denken. Er zitterte, als Peter ihn an der Leiche vorbeiführte.

»Wir müssen in den dritten Stock«, erklärte Peter. Er hatte sich zum Schutz gegen den Gestank ein Taschentuch vor die Nase gepresst. Bobbys Nase funktionierte nicht wie früher, daher nahm er den Gestank nicht allzu deutlich wahr und war überrascht, als Peter vier Stufen weiter zu würgen begann und über das Geländer kotzte.

»Was ist?«, fragte Bobby, dann sah er es selbst. Eine tote Katze lag mitten auf der Treppe. Sie hatte keine Augen mehr. Die Eingeweide hingen heraus und waren auf groteske Weise um den verkrümmten Leib geschlungen. Alles war voller Maden. Ein zuckendes weißes Gewimmel. Bobby spürte ein Würgen in sich aufsteigen, doch wie zuvor in der Leichenhalle konnte er es auch diesmal zurückhalten. Peter stieg über das tote Tier hinweg und ging schnell weiter. Bobby folgte ihm. Er dachte nicht mehr daran, wegzulaufen. Wo sollte er auch hin? Er kannte sich in der Gegend nicht aus. Außerdem brachten die Schmerzen ihn fast um. So würde er nicht weit kommen. Die Wände im dritten Stock waren blutverschmiert. Blutige Kleidungsstücke lagen in einer Ecke, darunter eine Jacke, die so winzig war, dass der Anblick das Wasser in Bobbys Augen trieb. »Was ist das für ein Haus?«

Peter antwortete mit gepresster Stimme. »Vor fünf Jahren lief ein Taxifahrer Amok. Er tötete seine Familie – Frau und Kinder. Und die Hälfte der Hausbewohner. Dreizehn oder achtzehn. Ich weiß es nicht genau. Seitdem will niemand hier wohnen. Verständlich, oder?« Er grinste blöd. »Nur die Verbannten, die Ausgestoßenen, die Randgruppen der Gesellschaft treiben sich noch hier herum. Drogensüchtige, Dealer, Nutten und andere Kriminelle.« Er zuckte mit den Schultern. »Du siehst ja selbst, was hier los ist. Seit zwei, drei Jahren ist die ganze Gegend im Verruf. Na ja, hier sind wir und hier gehören wir wahrscheinlich auch hin. Und jetzt komm, wir sind gleich da.«

Peter ging wieder vor, Bobby folgte ihm und bemühte sich, nicht in die Ecken oder zur Seite zu sehen. Er hatte genug gesehen.

Peter blieb vor einer Holztür stehen, die mit etlichen schweren Riegeln versehen war. Es gab keine Klingel. Peter klopfte. Sie hatten anscheinend ein geheimes Zeichen. Er klopfte zweimal, setzte einmal aus, klopfte dreimal, setzte einmal aus, klopfte viermal, setzte einmal aus.



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